Die Versteigerung von Teilen der früheren Bibliothek von Schloß Krickenbeck durch die landeseigene Abwicklungsgesellschaft Portigon AG ist kulturlos und zeigt ein mangelndes Verständnis der Landesregierung für den Wert von Heimat und Landesgeschichte. Das meint der Nettetaler Landtagsabgeordnete Marcus Optendrenk. Portigon hatte trotz erheblicher Proteste von Fachleuten wertvolle heimat-, regional- und bankgeschichtliche Werke am vergangenen Freitag beim Kölner Auktionshaus Venator&Hanstein versteigern lassen. Die Portigon ist die Abwicklungsgesellschaft der ehemaligen WestLB, der seit 1989 bis zum Verkauf an eine französische Hotelkette auch Schloß Krickenbeck gehört hatte. „Die in den 90er Jahren wieder aufgebaute Schloßbibliothek ist extra vor der Veräußerung von Krickenbeck aus dem Gebäude herausgenommen worden, um ein Verramschen zu verhindern“, erinnert sich Optendrenk. Bereits bei der Sicherung der wertvollen Kunstsammlung der WestLB hatte sich die Landesregierung erst nach massivem öffentlichen Druck einsichtig gezeigt.
Die Sammlung auf Schloß Krickenbeck war in Begleitung durch die Düsseldorfer Landesbibliothek aufgebaut worden, um wertvolle Bücher mit Bezug zur Geschichte der Region für die Nachwelt zu sichern. „Es geht um das über Generationen hinweg aufgebaute Gedächtnis unserer Heimat, um unsere Wurzeln. Die sind der Landesregierung offenbar völlig egal gewesen, sonst hätte sie die Versteigerung verhindern müssen“, kritisiert Optendrenk. Die Universitäts- und Landesbibliothek in Düsseldorf wäre der richtige Ort gewesen, diese Zeugnisse der niederrheinischen Geschichte für die Menschen am Niederrhein zugänglich zu erhalten. „Dort gibt es auch die Fachleute, die das alles in Ruhe mit dem Land und der Portigon hätten aufarbeiten und klären können. Sie sind aber gar nicht erst gefragt worden“, bedauert der Landtagsabgeordnete. Zu den wertvollsten Büchern gehören Beschreibungen von Niederrhein und Niederlande durch den aus Florenz stammenden Ludovico Guiccardini aus dem Jahr 1596, ein sehr seltenes Buch über den Trauerzug zur Beerdigung des Herzogs von Jülich, Kleve und Berg aus dem Jahr 1629, aber auch Werke zur Geschichte von Schloß Krickenbeck. Die Bibliothek ist durch den seinerzeitigen Leiter der Akademie Schloß Krickenbeck, Dr. Rolf Gilbert übrigens in den Heimatbüchern des Kreises Viersen 1996 und 1997 ausführlich beschrieben worden.
Zum Hintergrund: Heimatbuch Kreis Viersen 1996, S.144-157 mit mehreren Abbildungen; 1997, S. 70-82 (ebenfalls bebildert).Kleine Anfrage 5682 der Abg. Prof. Sternberg und Dr. Optendrenk an die Landesregierung (Anlage). Der Auktionskatalog 143 von Venator&Hanstein ist online verfügbar.